Wie findet man den richtigen Weg in dieser Blinkanlage?
Auf Bojen, die die Hauptwasserstraßen markieren, brennt nachts ein Topplicht. Rot für die eine Seite der Fahrrinne, grün für die andere Seite. Natürlich in der gleichen Farbe, welche die Bojen tagsüber anzeigen. Die Feuerzeichen der Bojen blinken in einem bestimmten Rhythmus, den man in der Seesprache Taktung nennt. Das Taktungsmuster aller Bojen steht in jeder (elektronischen) Seekarte notiert.
Vorsicht: Blindgänger und Abtrieb!
Stellen Sie sich vor, Sie machen eine nächtliche Überfahrt von Vlieland nach Harlingen. Auf der Seekarte befindet sich südöstlich von der Hafeneinfahrt die ersten Tonne. Als Eigenschaft der Boje steht Iso 4 sec (oder zu Deutsch Glt. 4 sec) vermeldet. Die Dauer des Feuerzeichens beträgt 4 Sekunden; das Topplicht ist zwei Sekunden an und zwei Sekunden aus. Bei Iso oder Glt. (=Gleichtakt) ist das Leuchtfeuer der Tonne gleich lang aus und an. Die nächste Boje ist nachts nicht beleuchtet. Diese blinden Tonnen liegen ein Stückchen versetzt von der kürzesten Strecke zwischen zwei beleuchteten Seezeichen. Wenn man also schnurgerade von der ersten beleuchteten Boje zur nächsten steuert, sollte man der blinden Tonne problemlos ausweichen. Aber aufgepasst vor der herrschenden Strömung, die versetzt ein Schiff vom Kurs. Viele Skipper werfen auch tagsüber regelmäßig einen Blick über die Schulter um zu schauen, ob sie durch Wind oder Strömung abgetrieben werden.
Künstliche Blitzlichter
Weiter auf unserer nächtlichen Fahrt: die nächste Tonne auf der Karte ist eine grüne, neben einer roten. Wir müssen zwischen den beiden hindurch fahren. Beide Bojen tragen die Taktung Q (deutsch: Fkl.). Das Quick Flash oder zu Deutsch Funkel gibt ungefähr 50 bis 60 Lichtblitze pro Minute. Die nächste grüne Boje ist in der Karte als LFl. 5 sec markiert. Vom Vlieländer Strand aus können Sie dieses Leuchtfeuer gut beobachten. Das Taktungsmuster beträgt insgesamt 5 sec bei diesem Long Flashing oder Blinklicht (Bkl.), die Lichtphase ist kürzer als die Dunkelphase und das Feuer brennt mindestens zwei Sekunden lang. An der nordöstlichen Ecke der Insel sind wieder eine grüne und rote Boje im Wasser verankert, beide mit einem VQ markiert. Der Very Quick Flash oder Schnelles Funkellicht (sFkl.) macht 100 bis 120 Blitze pro Minute, also ungefähr zwei pro Sekunde. Je gefährlicher die Umgebung bei einer Boje ist, desto schneller funkelt das Feuerzeichen.
Navi für die Schifffahrt
Navigation entlang der befeuerten Seezeichen klingt nicht schwer, wer die Taktungsmuster kennt, sollte sich zurecht finden. Eine Nachtfahrt bedarf aber auch für routinierte Seebären einer guten Vorbereitung. Auch in der jüngsten Geschichte gibt es genügend Beispiele von gestrandeten Schiffen.
Ein erfahrener Skipper an Bord erspart viel Stress, eine elektronische Seekarte ist auch ein sehr angenehmes Hilfsmittel. Ähnlich wie beim Navi fürs Auto kann man auf dem Laptop oder Tablet die genaue Position vom eigenen Schiff, Kurs und Geschwindigkeit ablesen. Die unbeleuchteten Tonnen muss man bei einer Nachtfahrt zwar immer noch mit dem Scheinwerfer anleuchten. Das übernimmt der Bordcomputer noch nicht, aber dank der digitalen Seekarte wissen die Leichtmatrosen auf dem Vordeck in welche Richtung sie scheinen müssen.
Tonnen auf Terschelling
Wenn Sie gerne mal eine Boje näher in Augenschein nehmen wollen, aber dafür keinen Auffahrunfall riskieren wollen, können Sie sich auf Terschelling beim Tonnendepot am Hafen umschauen. Besonders die Hochseebojen wirken aus unmittelbarer Nähe riesig.