2021-03-11 10:34:00
Holland Sail
11 März 2021Holland Sail

Mal Mensch, mal Seehund

Mal Mensch, mal Seehund, davon erzählen Keltische Sagen aus dem nebligen Schottland. Selkies leben wie Seehunde im Meer; ab und zu kommen sie an Land, oft bei Vollmond. Sie werfen ihr Fell ab und dann steht dort eine wunderschöne Frau. Wer weiß: vielleicht erzählen sich die Seehunde untereinander ja ihre eigenen Mythen… Man stelle sich vor, ein Mann, wahrscheinlich ein Fischer Einmal an Land, wird an Land von einer sagenhaft schönen Frau aus dem Meer verzaubert. Er stiehlt und versteckt ihr seidenweiches Seehundfell, weswegen sie nicht mehr in den Ozean zurückkehren kann. Sie heiraten, bekommen Kinder, bis die Frau eines Tages ihr Fell wiederfindet – und ins Meer zurückkehrt. In manchen Geschichten kommt sie ab und zu zurück, um mit ihren Kindern im Wasser zu spielen. Erinnern Sie sich an diese Geschichte, wenn ein neugieriger Seehund neben dem Schiff auftaucht.

Wie ein Torpedo

Äußerlich und körperlich hat der Seehund, obwohl er ein Säugetier ist, mit dem Menschen nicht wirklich viel gemeinsam. Seehunde sind perfekt an ihre nasse Umgebung angepasst, während der Mensch eher seine Umgebung anpasst. Seehunde haben einen torpedoförmigen Körper, wodurch sie schnell mit bis zu 35 km/h durch das Wasser jagen können, um ihre Beute zu fangen. Sie schwimmen mithilfe ihrer Flossen, die in grauer Vorzeit vermutlich mal Hinterpfoten waren. 
Wenn sie auf der Jagd nach Scholle, Kabeljau und Stint tauchen, können sie 20 Minuten lang unter Wasser bleiben. Das Blut von Seehunden kann viel mehr Sauerstoff aufnehmen als das Blut von Menschen. Ihr Herzschlag verlangsamt sich, sodass sie weniger Sauerstoff verbrauchen. Nach dem Auftauchen schlägt das Seehundherz für kurze Zeit rasend schnell, um den Sauerstoffvorrat wieder aufzufüllen. 

Mit Seehundeblick…

Ihre Augen sind fast zweimal so groß wie Menschenaugen. Außerdem viel kugelförmiger als unsere Augen, so können sie unter Wasser besser sehen. Über Wasser ist ihre Pupille nicht rund, sondern ein kleiner Strich. Das können wir bei den Seehunden in Ecomare auf der Insel Texel beobachten. Über Wasser sehen sie verschwommen, darum schauen sie uns vermutlich so intensiv an, wenn sie auftauchen.
Außer mit den Augen finden sie ihre Beute mit ihrem Tastsinn. Ihre Schnurrhaare sind so empfindlich, dass sie Vibrationen im Wasser und somit einen Fisch direkt lokalisieren können. Blinde Seehunde können problemlos ihre Mahlzeiten zusammen suchen, auch in der freien Natur und nicht nur in Auffangzentren. 
Für die perfekte Stromlinienform haben sich die Ohrmuscheln zurückgebildet. Statt dessen besitzen sie zwei kleine Löcher. Mit denen können sie sehr gut hören, auch unter Wasser. Sie hören Tonfrequenzen hören bis 70.000 Hz, viel höhere Töne als das menschliche Ohr wahrnehmen kann (max. 20.000 Hz).

Von Hunden und Wölfen

Wenn sie tauchen, verschließen sie ihre Nase. Die brauchen sie nur an Land. Für soziale Kontakte, z.B. zwischen Mutter und Junges, aber auch zwischen Männchen und Weibchen, genau wie bei Hunden und Wölfen. Was sie außerdem noch mit Hunden und Wölfen gemeinsam haben: die Häufchen, die sehen genauso aus. Und… Seehundbabys können auch heulen, vor Einsamkeit. Das geht genauso durch Mark und Bein wie Wolfsgeheule. Aus diesem Grund nennt man die kleinen Seehunde auch Heuler. 

Hilflos

Man kann nicht alles haben, an Land sind die Seehunde ziemlich hilflos. Mit einer Geschwindigkeit von knapp 2 km/h robben sie vorwärts. Wenn man an einer Sandbank entlang segelt, sieht man die Robben ‚robben’. Weil sie an Land so tollpatschig sind, waren sie leichte Beute für Jäger. Und gejagt wurden sie bis 1961. 
Dann wurde die Jagd verboten. Gerade noch rechtzeitig, denn die letzten Seehunde hatten in den 70er Jahren zusätzlich unter der ernsthaft verschmutzten Umwelt zu leiden. Lediglich 500 Exemplare überlebten, aber erholten sich wieder. Sogar äußerst gut, denn trotz zweier Virusepidemien leben wieder ungefähr 7000 niedliche Seehunde im Wattenmeer.

Einwanderer aus dem Mittelalter 

Eine andere Erfolgsgeschichte ist die der Kegelrobbe. Dieser große Seehund mit gerader Nase wurde seit dem Mittelalter nicht mehr im Wattenmeer gesichtet. Knochenfunde zeigen, dass sie zu dieser Zeit durchaus im Watt vorkamen. 
Es sind große Tiere, die Männchen bringen bis zu 300 kg auf die Waage. Darum waren sie auch eine beliebte Beute unter Jägern, sie lieferten Fleisch, Fett und Felle. 
Als die Jagd in Deutschland, Dänemark und England verboten wurde, erholten sich die Populationen entlang der Nordsee. Die abenteuerlustigen Kegelrobben machten sich auf den Weg in unsere Regionen, 500 km über die Nordsee schwimmen ist für diese Prachttiere absolut kein Problem. Es gefiel ihnen im holländischen Watt sehr gut, und seitdem liegen Kegelrobben und Seehunde nebeneinander auf der Sandbank. 

Stürmisches Wochenbett

Eine Sache hatten die Kegelrobben, die um die Weihnachtszeit herum ihre Jungen bekommen, nach all den Jahrhunderten vergessen: In dieser Jahreszeit werden die Wasserstände durch schwere Nordweststürme so hoch, dass die Sandbänke überflutet und die gerade geborenen Jungtiere durch die Wellen fortgespült werden. Kurz nach Neujahr landete ein Junges beinahe auf der Terrasse des Strandcafés “de Walvis” auf Terschelling. Eine erfahrene Robbenmutter, die derlei bereits miterlebt hatte, brachte ihr Junges auf einer Wiese auf Vlieland zur Welt, hoch genug über der Flutgrenze.
Ein Kegelrobbenjunges (das übrigens in den ersten drei Wochen schneeweiß ist), das seine Mutter nicht mehr wiederfindet, wird ins Auffangzentrum Ecomare auf Texel gebracht, bis es groß genug ist um alleine zu überleben.
Vielleicht erzählen sich Seehunde ihre eigenen Mythen. In ihren Geschichten kommen bestimmt Engel vor, auf zwei Beinen, mit Eimern mit saftigen Heringen in der Hand, und einem Fell … mit Reißverschluss. Wie praktisch, denken sie dann. 

Sagenhafte Selkies

Über die geheimnisvollen Selkies wurden verschiedene Filme produziert. Nominiert für den Oscar wurde der Zeichentrickfilm “Song of the Sea” (Lied des Meeres) über einen Leuchtturmwärter, der mit seinen beiden Kindern Ben und Saoirse im Leuchtturm einer kleinen Insel wohnt. Um die Kinder vor den Gefahren des Meeres zu schützen, nimmt ihre Großmutter sie mit in die Stadt. Dort entdeckt Ben, dass seine Schwester eigentlich ein Selkie ist. Selkies können sowohl die Gestalt eines Seehundes als auch eines Menschen annehmen und verfügen über übernatürliche Kräfte. 
 
In den Niederlanden gibt es ebenfalls verschiedene Sagen über eine Art Selkie, nur werden sie hier Meerjungfrauen genannt. Auch im äußersten Süden des Ijsselmeers, in Muiden, kommen sie vor, denn soweit reichte das Meer bis 1932.
Fischer aus Muiden fingen eine Meerjungfrau. Während sie noch überlegten, wem sie diese schenken sollten, schlug die Meerjungfrau vor, sie freizulassen, da sie an Land höchstens eine Stunde überleben würde. Als Belohnung könnten die Fischer immer auf einen guten Fang rechnen. Als die Männer die Meerjungfrau freiließen, sang sie: “Muiden wird Muiden bleiben, Muiden wird niemals verändern”, worauf sie in der Tiefe verschwand und nie wieder gesehen wurde. Viele Städte und Dörfer haben im Laufe der Zeit Reichtum und Einfluss erworben, einige sind wieder in Bedeutungslosigkeit versunken, aber Muiden bleibt Muiden. Die Meerjungfrau ziert immer noch das Wappen von Muiden.
 
Die bekannteste Sage erzählt von der Meerjungfrau von Edam. 1403, nachdem ein Sturm die Deiche der Zuiderzee durchbrochen hatte, fanden Fischer eine mit Algen und grünen Pflanzen bedeckte Frau im flachen Wasser des Purmermeers, hinter dem zerstörten Deich. Sie brachten das Wesen nach Edam, gaben ihr Kleidung und lehrten sie spinnen. Obwohl Minne, die Seefrau - auch als “Grünes Weib” bekannt - noch fünfzehn Jahre lebte, lernte sie nie sprechen. Brav ging sie zur Kirche und erhielt eine christliche Beerdigung. Die Geschehnisse wurden im Jahre 1470 durch den Haarlemer Mönch Joannes Gerbrandis van Leyden aufgezeichnet. In seiner Geschichte hatte Minne noch keinen Fischschwanz, der wuchs ihr erst in späteren Versionen an. In der Großen Kirche von Edam ist diese Geschichte auf einem der bemalten Fenster abgebildet. 
 
1558 sichtete man im Wattenmeer bei Ameland eine Meerjungfrau, oder zumindest ein ähnliches Wesen. Seeleute sahen in der Nähe der Insel eine Meerjungfrau, die beinahe auf dem Trockenen lag. Die Fischer packten die Gewehre und schossen auf sie, die Meerjungfrau kreischte und verschwand im Wasser. Schließlich tauchte sie neben dem Schiff wieder auf, sie klammerte sich an die Planken des Schiffes und zeigte ein gar fürchterliches Gesicht. “Dies geschah am helllichtem Tage, von Einbildung konnte keine Rede sein”, wird in den Annalen von Ameland behaupte

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